"Besser das Richtige tun, als das Falsche richtig machen!"
DR. MED. STEFAN FRÄDRICH, DGNP

Paradigmenwechsel in der Prävention
Wir brauchen in der Kinder- und Jugendarbeit eine neue, wirkungsvolle Prävention.
Bisherige Konzepte der Nikotinsuchtprophylaxe berücksichtigen drei Themen:
- 1Sie klären über die Folgen des Rauchens auf und arbeiten zum Teil noch mit Abschreckung, obwohl negative Motivation heutzutage als gescheitert gilt; obwohl Kinder und Jugendliche sich kaum dafür interessieren, ob sie in Jahrzehnten krank werden könnten; und obwohl Risiko und Thrill eine Hauptmotivation sind, mit dem Rauchen anzufangen.
- 2Sie basieren auf Rauchverboten, obwohl Verbote das Rauchen für Kinder spannend machen und obwohl Jugendliche, die aufhören wollen, keine Verbote brauchen.
- 3Sie befassen sich allgemein gefasst mit der „Ich-Stärkung“ von Kindern und Jugendlichen, sollen das „Nein sagen“ fördern und zielen auf intakte Elternhäuser ab, damit Kinder erst gar keine Gründe haben, Drogen auszuprobieren. Und das, obwohl jugendliche Raucher auch aus intakten Familien kommen; obwohl Nikotin eine Droge ohne Rausch ist und daher ungeeignet, soziale Defizite zu verdecken; und obwohl die Gründe, mit dem Rauchen anzufangen, im Austesten von Grenzen liegen und selten etwas mit Lebenskrisen zu tun haben. Das Austesten von Grenzen gehört zur Pubertät und lässt sich auch durch intakte Elternhäuser und vorbildlichen Unterricht nicht verhindern.
Doch der wichtigste Ansatz fehlt hier:
Bisher gibt es kaum Lehrerinnen oder Lehrer, die ihre rauchenden Schüler davor warnen, dass sie nach einer Schulstunde aufgrund des zeitlichen Intervalls eine Zigarette brauchen – denn die Wirkungsweisen des Nikotins sind unter Pädagoginnen und Pädagogen häufig unbekannt, werden ignoriert oder mit unwesentlichen Nebenaspekten zu anderen Phänomenen aufgebauscht. Die Tabakindustrie kennt diese Mechanismen und gewinnt durch die herkömmlichen Ansätze der Prävention Zeit.
Ziel der DGNP ist es, diesen Paradigmenwechsel zu vollziehen.