"Nichts in einer freien Gesellschaft geht mit Druck. Erzeugen wir also einen Sog."

Thilo Baum, DGNP, Kommunikationswissenschaftler

Warnhinweise / Schockbilder

Sie sind für Raucher und Nichtraucher normal: abschreckende Warnhinweise auf Zigarettenschachteln. Offizielles Ziel ist es, Raucher zum Aufhören zu bewegen und Kinder vom Rauchen abzuhalten.
Die DGNP steht diesen Warnhinweisen skeptisch gegenüber.

Warum? Aus drei Gründen. Erstens: Weil abschreckende Warnhinweise das Rauchen für Kinder attraktiv machen – Thrill und Risiko gehören zu den Gründen, mit dem Rauchen anzufangen. Zweitens: Weil abschreckende Warnhinweise Raucher demotivieren, mit dem Rauchen aufzuhören – sie erzeugen unterschwellig Stress, und auf Stressimpulse reagieren Raucher üblicherweise mit einer Zigarette. Drittens: Weil die Tabakindustrie schon seit den 70er Jahren weiß, dass Warnhinweise ihr aus den beiden ersten Gründen nützen. Hier ein Dokument des Tabakherstellers Reynolds von 1973:

„Die Gesundheitsdebatte erscheint Jugendlichen nicht wichtig, weil man mit 18 psychologisch gesehen unsterblich ist. Zudem: Wenn der Wunsch, ein Draufgänger zu sein, Teil der Motivation ist, mit dem Rauchen anzufangen, machen wiederholt betonte Risiken das Rauchen attraktiv. Wenn schließlich Erwachsene gegen das Rauchen predigen, bringt der Wunsch nach Auflehnung Jugendliche erst recht zum Rauchen. Eine neue Marke für die junge Zielgruppe sollte daher in keiner Weise als Gesundheitsmarke beworben werden und stattdessen vielleicht eher Risiko transportieren. In diesem Sinne könnten Warnhinweise auf Zigarettenschachteln von Vorteil sein.“
(Quelle: www.tobaccodocuments.org)

Nicht nur vor diesem Hintergrund erachtet die DGNP es als wichtig, die europäische Strategie der Warnhinweise zu modifizieren. In fast jedem Lebensbereich handelt die westliche Welt inzwischen nach der Erkenntnis, dass positive Motivation zum Ziel führt. Leider herrscht in dem äußerst wichtigen, von der Politik geführten Kampf gegen das Rauchen noch immer die veraltete Annahme, Abschreckung sei hilfreich. Was insofern interessant ist, als die Politik in weiten Teilen von den Interessen der Tabakindustrie bestimmt ist und die Tabakindustrie ihre Ziele auch durch subtile Methoden und selbst mit Hilfe gut meinender Experten erreicht, was ohne tiefer gehenden Einblick ins Thema auch für Politiker und Experten nicht leicht zu durchschauen ist. Die DGNP hat neue Entwürfe für Warnhinweise entwickelt und regt die Europäische Kommission an, über folgende Alternativen nachzudenken:

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